• Medienheld*innen vs. echte Vorbilder

    Medienhelden

    So wie Medien(-inhalte) Kinder beeinflussen können, tun dies auch die Medienfiguren. Die medialen Figuren konkurrieren dabei allerdings nicht mit realen Identifikationsfiguren und Vorbildern, sondern ergänzen diese. Sie vervollständigen

    • die Bandbreite von sozialen Handlungs- und Verhaltensweisen
    • und können eventuelle Defizite im direkten Umfeld ausgleichen.

    Kindern zwischen drei und sechs Jahren fällt es schwer, Merkmale von fiktionalen, erdachten Figuren richtig zu beurteilen. Vor allem haben Kinder Schwierigkeiten zu erkennen, welche Merkmale erdacht bzw. real sind, wenn die Handlung der Geschichte diese als Normalzustand darstellt. Vor allem Übersteigerungen und Zuspitzungen bezüglich Größe, Geschwindigkeit und Stärke sind für Vorschulkinder fast nicht als solche zu erkennen. Das hat unter anderem auch damit zu tun, dass aus der Perspektive von Kindern, fast alle Menschen schneller, größer und stärker sind als sie.

    Wenn sie mit den Kindern über Medienfiguren sprechen, ist es wichtig, ihnen Anhaltspunkte zu geben, um die verschiedenen Eigenschaften der Figuren besser einordnen zu können. Dabei hilft es Ihnen beispielsweise, wenn Sie bekannte Vergleichsgrößen gegenüberstellen. Ist eine Medienfigur beispielsweise unrealistisch schnell oder übermenschlich groß, kann die Beschreibung, dass diese Figur so schnell wie ein Rennauto oder so groß wie ein Haus ist, den Kindern helfen. Dieser Vergleiche von Merkmalen können auch sehr gut beim Basteln und Malen verdeutlicht werden. Um die Übergröße einer Medienfigur begreifbar und sichtbar zu machen, können Sie die übergroße Medienfigur beispielsweise neben einen normal großen Menschen und ein Haus malen.

    Verhaltensweisen und Eigenschaften, die gänzlich erdacht sind, können wiederum meist schon von jüngeren Kindern als nicht real bzw. fiktiv benannt werden. Hierzu zählen beispielweise zaubernde Menschen oder Tiere, die sprechen können.

    Wenn pädagogische Fachkräfte und Eltern die Mediennutzung der Kinder begleiten, können sie den Kindern bei der Einschätzung von medialen Figuren und ihren Merkmalen als fiktiv oder real helfen.

    Um Kinder vor unrealistische Erwartungen an sich selbst und damit verbundene Enttäuschungen zu bewahren, ist die Sensibilisierung für Übertreibungen bei vermeintlich erstrebenswerten Figureneigenschaften (z.B. übermäßig stark sein), die sich Kinder eventuell abgucken wollen, besonders wichtig.

    Echte Vorbilder

    Auch Prominente können aufgrund ihrer Präsenz in den Medien schon für Kinder zwischen drei und sechs Jahren von Bedeutung sein (z.B. Fußballspieler oder Moderatoren von Kindersendungen).

    Meist bringen diese Menschen viel Leidenschaft und einen großen Elan für ihre Tätigkeit mit. Im Sinne einer Vorbildfunktion, kann sich dies motivierend auf Kinder auswirken. So können sie eventuell die Vielfalt von Hobbys und Begabungen kennen lernen oder sie möchten gern selbst bestimmte künstlerische oder sportliche Aktivitäten ausprobieren. Außerdem werden auch hier wieder Normen, Werte sowie Äußerlichkeiten und Eigenschaften über die prominente Person an die Kinder vermittelt.

    Wichtig zu wissen ist, dass das Charakterbild und oft auch das Aussehen von Prominenten genauso künstlich geschaffen und vermarktet werden wie das Image einer Zeichentrickfigur.

    Hierbei zielt man meist auf eine Eindimensionalität des Charakters ab (z.B. „der/die Starke“, „der/die Soziale“, „der/die Nette“), welcher jedoch die entsprechend prominente Person nur schwer folgen kann. Das Problem ist, dass die Welten von fiktionalen Figuren erzählerisch geplant sind, während reale Menschen eben nicht immer nur eindimensional, sondern vielschichtiger und komplexer in ihren Charaktereigenschaften sind. Vor allem bei medial ausgebreiteten „Tabubrüchen“, kann diese Multidimensionalität diese Figuren für Kinder schwer handhabbar machen.

    Es gibt eine Vielzahl an Medienhelden, die den Alltag von Kindern bereichern und ihnen gute Anregungen geben können. Darüber hinaus ist es jedoch wichtig, dass neben den medialen Helden auch greifbare und reale Identifikationsfiguren und Vorbilder, wie z.B. die humorvolle Erzieherin, die große Schwester, der verständnisvolle Vater oder die mutige Freundin, vorhanden sind. Um diese Balance zu fördern, ist es empfehlenswert, im Zusammenhang mit der Medienkompetenzstärkung bei Kindern, sich auch mit Helden aus dem realen Leben zu befassen. Den begleitenden und kreativen Aktivitäten im Kindergarten-Alltag sind dabei kaum Grenzen gesetzt.

    Sie können beispielsweise Helden aus dem alltäglichen Leben, wie Polizist*innen, Krankenpfleger*innen oder den eigenen Opa, in die Einrichtung einladen, die dann mit den Kindern über ihr Leben sprechen und von ihren eigenen Vorbildern erzählen. Die Kinder können hier z.B. mit Ihrer Unterstützung nach dem Gespräch Collagen über das Besprochene erstellen oder Interviews mit den „Alltagshelden“ führen und diese aufnehmen.

    Um Kindern bewusst zu machen, dass auch sie selbst Helden sein können, empfehle ich Ihnen, sich zusammen mit den Kindern über Ereignisse auseinanderzusetzen, in denen die Kinder selbst oder ihre Freunde heldenhafte Taten gezeigt haben. Das kann z.B. gewesen sein als große Ängste überwunden wurden, jemand einem anderen uneigennützig geholfen hat oder etwas sehr Schwieriges zum ersten Mal geschafft wurde. Für die Auseinandersetzung empfehle ich Ihnen Gespräche, aber auch das Malen von Bildern oder Rollenspiele sind gut geeignet.


    Für die Orientierung in der Welt und eine positive und gesunde Entwicklung von Kindern ist ein ausgeglichenes Mit- und Nebeneinander realer und medialer Helden entscheidend.


    Gestalten Sie ein Familienposter mit Familienhelden. Sammeln Sie Bilder und denken Sie darüber nach, warum die Person so faszinierend ist. Brüder, Schwestern, Tanten, Onkel – die Liste lässt sich erweitern. Ein Beispielplakat finden Sie hier:

    Download: Beispielposter als Vorlage “Familienhelden“


    Verständnisfragen

    1. Welche Merkmale unterscheiden echte Vorbilder von Medienhelden?

    2. Wie können greifbare und reale Charaktere und Vorbilder die Kinder in ihrer eigenen Umgebung beeinflussen?

    3. Was lernen Kinder von realen Menschen, die in den Medien präsentiert werden, zum Beispiel von einem Lieblingssportler?

    4. Wie kann man Kindern klar machen, dass sie selbst Helden sein können?