Topic outline

  • Einleitung

    Das Bearbeiten des Themas Medienfiguren erweist sich hinsichtlich der Stärkung von Medienkompetenz im Kindergarten als besonders sinnvoll. Da die medialen Helden bei den Kindern eine sehr große Bedeutung haben, können diese als Anhaltspunkt genommen werden, um wichtige Punkte von Medienkompetenz zu bearbeiten.

    Zu diesen Punkten der Medienkompetenz-Aneignung zählen beispielsweise

    • dass die Kinder Medieninhalte hinterfragen und beurteilen,
    • Medienerlebnisse verarbeiten
    • und zwischen Fiktion und Realität unterscheiden lernen.

    Da Medienfiguren im kindlichen Alltag viel Raum einnehmen, wird der pädagogische Handlungsbedarf deutlich.

    Eine kontinuierliche Unterstützung und Begleitung beim Verarbeiten und Verstehen der kindlichen Medienerfahrungen sind dabei wichtige Aufgaben für Erzieher*innen und Eltern. Auf diese Weise können bei Kindern zwischen drei und sechs Jahren erste entscheidende Grundlagen für einen reflektierten und verantwortungsbewussten Umgang mit Medien gelegt werden.

  • Über dieses Modul

    Wenn Sie dieses Modul studiert haben, werden Sie…

    • Erkenntnisse über die Rolle der Medienhelden von Kindern zwischen 3 und 6 Jahren gewinnen
    • Sie Informationen erhalten haben, wie Medienhelden Vorschulkinder leiten und beeinflussen
    • mehr über Medienfiguren und ihre Rolle als Begleiter der Kinder erfahren haben
    • Verstehen, wie Medienhelden als Projektionsflächen und Identifikationsfiguren eingesetzt werden

    In diesem Modul…

    • Werden praktische Ratschläge gegeben
    • Unterstützen Sie Lernaktivitäten dabei, den Inhalt besser zu verstehen und sich auf den Abschlusstest vorzubereiten
    • Führen Sie Links zu weiteren Informationen
  • Medienhelden

    Für die Bewertung von Geschichten sind für Kinder zwischen drei und sechs Jahren vor allem die dargestellten Figuren entscheidend. Einen wesentlichen Medienbezug für Kinder repräsentieren daher die handelnden Figuren aus Filmen, Büchern, Hörspielen, Apps und Werbeangeboten. Im Allgemeinen, sind es Helden bzw. Antihelden, welche die Kinder faszinierend finden oder auch ablehnen.

    Es lässt sich über alle Medien hinweg eine Vielzahl an verschiedenen Figurentypen ausmachen – sei es hinsichtlich ihres Äußeren, ihres Charakters oder ihres Verhaltens. Wegen der unterschiedlichsten Animations- und Darstellungsmöglichkeiten entstehen diverse (Anti-)Helden. 

    Die Medienfiguren vermitteln nicht bloß die Geschichte, sondern stellen auch Wissen zu sozialen Rollen und Handlungsmustern bereit. Ungeachtet ihrer Bandbreite und Unterschiedlichkeit haben alle erdachten, unwirklichen Figuren für Kinder eine Gemeinsamkeit. Im Verhältnis zu wirklichen Menschen ist die Vielschichtigkeit von diesen stark abgeschwächt. 

    Daher lassen sich fiktionale Figuren für Kinder meistens präzise einer bestimmten Kategorie, wie Gut oder Böse, zuordnen. Außerdem vertreten sie beharrlich dieselbe Meinung und weichen nur in seltenen Fällen von ihren Rollen oder Handlungsmustern ab. Diese eindeutige Linie in der Darstellung der Figuren ist ein entscheidender Faktor.

    Denn nur durch sehr deutliche Handlungsweisen und Eigenschaften, können Kinder die Figuren verstehen, für die Bewertung realer Personen nutzen oder als Richtwert für das eigene Handeln begreifen. Dabei üben sowohl mutige und starke Figuren als auch unterlegene, bösartige oder gewalttätige Figuren eine Faszination auf die Kinder aus.

    Das aktuelle Medienangebot für Kinder wächst mit immer neuen Inhalten und Figuren stetig. Hinzu kommt ein umfassendes Werbe- und Merchandising-Angebot. Es gibt auch Figuren, welche bereits mehrere Generationen begleiten und immer noch auf dem Markt sind.

    Für pädagogische Fachkräfte ist es empfehlenswert, sich neben einer Auseinandersetzung mit aktuellen Medienangeboten für Kinder, auch mit der Perspektive des Kindes zu beschäftigen.

    Um zu verstehen, warum sich Kinder für Medienfiguren interessieren und welche Eigenschaften der Figuren dabei besonders interessant sind, lohnt sich eine ausführliche und differenzierte Betrachtung.

    Medienfiguren bieten Kindern im Kindergarten-Alltag ausgezeichnete Spiel- und Gesprächsanlässe. Kindergartenerzieher*innen können dabei unterschiedlichste Formen der Bearbeitung mit medialen Erfahrungen beobachten. Vor allem Medienfiguren werden von Kindern zwischen drei und sechs Jahren beim Malen eingesetzt, im gemeinsamen Spiel als Spielidee oder in Gesprächen aufgegriffen.

    Aufgrund der hohen Bedeutung für Kinder im Vorschulalter scheint es hilfreich, die Medienhelden der Kinder an unterschiedlichen Stellen des pädagogischen Alltags aufzugreifen.

    Durch die Zuwendung zur Lebenswelt der Kinder erfahren diese eine besondere Zuwendung und können sich als Expert*innen für ihre Lieblingsfiguren zeigen. Außerdem kann dieses Interesse auch Auskunft über aktuelle Probleme und Themen, die ein Kind gerade beschäftigen, geben.

  • Medienhelden als Begleiter*innen

    Kinder zwischen drei und sechs Jahren stehen bei der Bewältigung von verschiedenen Entwicklungsaufgaben teilweise vor großen Herausforderungen. Daher suchen sie in ihrer Lebenswelt nach Unterstützung, Begleitung und Informationen. Hierbei ist die Unterstützung durch pädagogische Fachkräfte und die Familie von Belang. Aber auch die Helden aus Büchern, Fernsehen und Hörspielen können für Kinder bei der Bewältigung ihrer Entwicklungsaufgaben Unterstützung und Begleitung sein.

    Kinder beobachten Figuren insbesondere bei solchen Tätigkeiten gern, welche sie selbst erst kürzlich erlernt haben oder bei denen sie noch Schwierigkeiten haben. So können sie Bestätigung oder Anregungen für ihr eigenes Handeln bekommen. Bei anschließend aufgeführten Entwicklungsaufgaben können Medienfiguren Orientierung und Anregungen geben (zum Beispiel):

    Entwicklungsaufgaben von Kindern zwischen null und sieben Jahren

    Die Altersangaben sollen Orientierung geben und dürfen nicht als starre Kategorien verstanden werden.

    Besitzen Medienfiguren sehr klischeehafte Charaktereigenschaften, können Ihnen Gedankenexperimente dabei helfen das Thema zu bearbeiten. Das kann insbesondere auch für Kinder zwischen drei und sechs Jahren sehr spannend sein. Stellen Sie den Kindern Fragen wie z.B.: Wie würde die Handlung der Geschichte verlaufen, wenn der mutige und coole Prinz auch eine sensible Seite und die zarte und verletzliche Prinzessin sehr stark wäre? Ein Rollenspiel bietet sich hier ebenfalls an, um solche Ideen zu veranschaulichen.

    Neben den zu bewältigenden Entwicklungsaufgaben für Kinder zwischen drei und sechs Jahren treffen die Kinder in den unterschiedlichen Alltagsbereichen, wie im Kindergarten, in einer Gruppe von Gleichaltrigen oder in der Familie, auf verschiedene Aufgaben und Anforderungen. Zu diesen zählen, das Kennenlernen:

    • von sozialen Strukturen, welche sich von Situation zu Situation unterscheiden können,
    • von negativen und positiven Reaktionen hinsichtlich des eigenen Verhaltens,
    • von Unterschieden hinsichtlich Erfahrung und Wissen im Verhältnis zu anderen Kindern oder Erwachsenen,
    • von unterschiedlichen Handlungsmöglichkeiten und -formen bei Erwachsenen mit Vorbildfunktion (z.B. Erzieher*innen oder Eltern),
    • von Regeln des sozialen Miteinander, welche die Kinder befolgen müssen oder selbst aushandeln (z.B. in Beziehung zu Gleichaltrigen).

    Kinder zwischen drei und sechs Jahren nutzen Medienhelden also als Informationsquelle über das soziale Handeln, die Entwicklung von Geschlechterrollen sowie über die Beziehung zu Gleichaltrigen.

    Die unterschiedlichen Rollenmuster und Verhaltensweisen, welche durch die Medienhelden in Erscheinung treten, unterschützen Kinder, mithilfe von Ablehnung oder Befürwortung, eigene Maßstäbe und Werte zu entwickeln.


    Verständnisfragen

    1. Welche Rolle spielen die Helden aus Büchern, Fernsehen und Audio-Sendungen im Leben der Kinder?

    2. Ab welchem Alter sind Kinder in der Lage, einfache Kausalitäten zu erkennen?

    3. Ab welchem Alter sind Kinder in der Lage, einfache moralische Unterscheidungen zu treffen?

    4. Ab welchem Alter entwickeln Kinder ein Selbstbewusstsein?

  • Orientierung und Faszination

    Kinder befassen sich mit verschiedenen Medienfiguren, da kindliche Interessen und Bedürfnisse ihre individuelle Erfahrungs- und Lebenswelt spiegeln und bei diesen unterschiedlichen entwicklungsbedingten und alltäglichen Faktoren eine Rolle spielen.

    Die Medienhelden beeinflussen das soziale Miteinander, das Handeln und Denken sowie das Verarbeiten und Verstehen von Gefühlen der Kinder und sorgen für Unterhaltung.

    Somit geben sie den Kindern Anregungen und Orientierung in ihrem Alltag. Bleibende Konsequenzen für die Persönlichkeit eines Kindes gibt es dabei nahezu keine. Kurzfristige Wirkungen, im Zusammenhang mit dem nachfühlenden Miterleben der Handlung und Stimmungen stehen, lassen sich hingegen häufiger feststellen. Ebenfalls sind Kinder im Vorschulalter oftmals von den Fähigkeiten und Eigenschaften der Medienhelden fasziniert.

    Für Eltern und Erzieher*innen können Mediengeschichten wertvolle Mittel sein, um kleinen Kindern beizubringen, wie man Herausforderungen in der realen Welt begegnet und sie überwindet. Neben der offensichtlichen Unterhaltung, die diese Geschichten bieten, können Eltern und Erzieher*innen mit den Kindern Gespräche über tiefere Bedeutungen in den Geschichten führen und so eine weiterführende Diskussion führen. Das kann sowohl Eltern als auch den Erzieher*innen helfen, etwas über die Emotionen der Kinder, ihre Ideen, die Wahrnehmung, die Bewertung der Handlungen und auch über die Stärken und Schwächen der Figuren herauszufinden.

    Erzieher*innen können Figuren aus Heldengeschichten in Büchern oder Videos nutzen, um Kindern Werte zu vermitteln und sie zu inspirieren. Geschichten und deren Medienfiguren beschreiben oft die Herausforderungen, denen Kinder auf ihrem Lebensweg begegnen.

    Medienhelden für Kinder

    Ein einfacher Weg zu verstehen wie sich kleine Kinder während ihrer Entwicklung fühlen und über verschiedene Aspekte des Lebens denken, ist es, sie zu ermutigen, ihre Lieblingshelden zu zeichnen. Dann können Eltern und/oder Erzieher*innen diese Zeichnungen nutzen, um ein Gespräch mit den Kindern darüber zu führen, warum sie diese Figuren mögen, und was die Stärken und Schwächen dieser Figuren sind.



    Die Rolle von Medienhelden

    Medienhelden können für Vorschulkinder eine Projektionsfläche sein. Sie können den Kindern dabei helfen Gefühle, Sorgen oder Bedürfnisse nach außen zu bringen. Außerdem können unbewusste Themen für die Kinder klarer und leichter zu bewältigen sein, wenn innere Probleme auf die Medienfiguren übertragen werden. Wenn ein Kind z.B. wütend oder traurig ist, kann das Gefühl auch auf eine mediale Figur projiziert werden. Gegebenenfalls kann das Kind so den Grund für seine Wut oder Trauer ausmachen, aber auch das Gefühl selbst verstehen und annehmen.

    Medienhelden können für Kinder zwischen drei und sechs Jahren eine Identifikationsfigur sein. Das kindliche Interesse für Medieninhalte nimmt zu, wenn die Geschichten in Zusammenhang mit der alltäglichen Lebenswelt der Kinder stehen. Besonders spannend sind vor allem charakteristische und zentrale Themen der Kindheit wie beispielweise der Umgang mit Verlustängsten oder dem Gefühl der Selbstwirksamkeit sowie die Unterscheidung zwischen Gut und Böse. Die Medienhelden können die Kinder dabei unterstützen, das Geschehen einer Geschichte zu verfolgen du den Inhalt zu verstehen. Insbesondere die Anteilnahme an Handlungen und Gefühlen sind dabei wichtig. Wenn beispielsweise Kater Findus aus „Petterson und Findus“ sich mit viel Verstand und Humor einer beängstigenden Situation stellt oder die kleine Hexe „Bibi Blocksberg“ ihre Zauberkräfte einsetzt, um sich davor zu drücken ihr Kinderzimmer aufzuräumen, verfolgen Kinder mit Interesse die Handlungen ihrer Helden und fühlen sich aufgrund des Bezugs zur Lebenswelt angesprochen.

    Gute und böse Charaktere

    Die Annahme, dass die mächtigen und starken Figuren, die gegen das Unrecht kämpfen, von Kindern bevorzugt werden, ist ein Irrtum. Auch die Figuren mit bösen Charaktereigenschaften oder die schutzbedürftigen spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle für die Kinder.

    Böse Figuren bieten den Kindern beispielsweise die Möglichkeit, sich mit Rachegefühlen oder alltagsbezogenen, tabuisierten Aggressionen auseinanderzusetzen. Sind Figuren schutzbedürftig, können Kinder sich mit der Rolle als Opfer auseinandersetzen. In einer Form der ungestraften Problembehandlung erkennen und erleben die Kinder in Vertretung durch die Medienfigur mögliche Reaktionen und Konsequenzen auf das Verhalten aus sicherer Entfernung und können diese mit ihren eigenen Bedürfnissen und Zielen vergleichen.

    Im Gespräch über die Lieblingsfiguren der Kinder, können Sie gemeinsam zusammentragen, welche Eigenschaften der Figuren den Kindern besonders gefallen und welche nicht. Zusammen mit Ihnen, können die Kinder die positiven und negativen Merkmale ihrer medialen Helden als Collage sammeln. Es fällt Kindern erfahrungsgemäß allerdings schwerer, negative Merkmale bei ihrer Lieblingsfigur zu benennen. Bei Figuren, die sie ablehnen fällt ihnen das nicht so schwer.



    Auf diese Weise können einzelne Charaktereigenschaften, äußere Merkmale und bestimmte Verhaltensweisen einer Medienfigur Kindern zwischen drei und sechs Jahren Anregungen und Orientierung für ihr eigenes Verhalten bieten. Dieses Imitieren sollte nicht mit dem Nachspielen von Medieninhalten verwechselt werden. Beim Nachspielen verkleiden sich die Kinder als eine Medienfigur und spielen bestimmte Handlungsszenen nach oder sie denken sich neue Geschichten für die Figuren aus, um so Medienerlebnisse zu verarbeiten.

    Kinder zwischen drei und sechs Jahren verarbeiten ihre Erfahrungen aus dem Alltag oftmals im Rollenspiel. Es kann daher für Sie hilfreich sein, wenn Sie die Kinder Figuren aus Kindermedien nachspielen lassen, um beispielsweis zu hinterfragen, welche Merkmale von Medienfiguren im Alltag nützlich und wünschenswert wären.

    Stärkung von Beziehungen

    Wenn man sich die Lieblingshelden der Kinder genauer anschaut, zeigen sich deutliche Gemeinsamkeiten bei der Popularität bestimmter Figurentypen. Die meisten Kinder sind fasziniert von übermenschlichen Fähigkeiten, magischen Fähigkeiten und Zauberei (z.B. besonders stark sein, sich verwandeln oder fliegen können). Solche Figuren zeichnen sich durch Selbstständigkeit, Eigenverantwortlichkeit, Erfolg und Macht aus, was auch für die Kinder erstrebenswerte Eigenschaften sind.

    Auch wofür sich Gleichaltrige gerade besonders begeistern hat sehr oft Einfluss auf die Wahl der Lieblingsfigur. Unterschiedliche Meinungen zu den verschiedenen Figuren geben Anlass zur Kommunikation und geben den Anstoß für einen gemeinsamen Austausch. Unter Freunden können die Lieblings-Medienhelden interne Verbundenheit innerhalb der Gruppe festigen und den Kindern Anlässe zum Reden und Spielen geben. Das gemeinschaftliche Wissen über bestimmte Figuren kann aber auch als Abgrenzung nach außen dienen, was erneut die interne Gruppenbeziehung festigt.

    Medienfiguren ermöglichen den Kindern Expert*innen auf ihrem Gebiet zu sein, was ebenfalls Auswirkungen auf das soziale Miteinander der Kinder hat.


    Es kann Zustimmung und Wertschätzung anderer Kinder mit sich bringen, wenn ein Kind sich besonders gut bestimmten Medienfiguren und -inhalten auskennt. Spiele und Gespräche rund um Lieblingsfiguren verstärken wiederum die Beliebtheit und Bekanntheit des Kindes.


    Verständnisfragen

    1. Welche allgemeinen Merkmale zeichnen die Medienhelden der Kinder aus?

    2. Was können Kinder von ihren Lieblings-Medienhelden lernen?

    3. Wie kann man die "Helden"-Figuren für die tägliche Arbeit mit Kindern im Kindergarten einsetzen?

  • Medienheld*innen vs. echte Vorbilder

    Medienhelden

    So wie Medien(-inhalte) Kinder beeinflussen können, tun dies auch die Medienfiguren. Die medialen Figuren konkurrieren dabei allerdings nicht mit realen Identifikationsfiguren und Vorbildern, sondern ergänzen diese. Sie vervollständigen

    • die Bandbreite von sozialen Handlungs- und Verhaltensweisen
    • und können eventuelle Defizite im direkten Umfeld ausgleichen.

    Kindern zwischen drei und sechs Jahren fällt es schwer, Merkmale von fiktionalen, erdachten Figuren richtig zu beurteilen. Vor allem haben Kinder Schwierigkeiten zu erkennen, welche Merkmale erdacht bzw. real sind, wenn die Handlung der Geschichte diese als Normalzustand darstellt. Vor allem Übersteigerungen und Zuspitzungen bezüglich Größe, Geschwindigkeit und Stärke sind für Vorschulkinder fast nicht als solche zu erkennen. Das hat unter anderem auch damit zu tun, dass aus der Perspektive von Kindern, fast alle Menschen schneller, größer und stärker sind als sie.

    Wenn sie mit den Kindern über Medienfiguren sprechen, ist es wichtig, ihnen Anhaltspunkte zu geben, um die verschiedenen Eigenschaften der Figuren besser einordnen zu können. Dabei hilft es Ihnen beispielsweise, wenn Sie bekannte Vergleichsgrößen gegenüberstellen. Ist eine Medienfigur beispielsweise unrealistisch schnell oder übermenschlich groß, kann die Beschreibung, dass diese Figur so schnell wie ein Rennauto oder so groß wie ein Haus ist, den Kindern helfen. Dieser Vergleiche von Merkmalen können auch sehr gut beim Basteln und Malen verdeutlicht werden. Um die Übergröße einer Medienfigur begreifbar und sichtbar zu machen, können Sie die übergroße Medienfigur beispielsweise neben einen normal großen Menschen und ein Haus malen.

    Verhaltensweisen und Eigenschaften, die gänzlich erdacht sind, können wiederum meist schon von jüngeren Kindern als nicht real bzw. fiktiv benannt werden. Hierzu zählen beispielweise zaubernde Menschen oder Tiere, die sprechen können.

    Wenn pädagogische Fachkräfte und Eltern die Mediennutzung der Kinder begleiten, können sie den Kindern bei der Einschätzung von medialen Figuren und ihren Merkmalen als fiktiv oder real helfen.

    Um Kinder vor unrealistische Erwartungen an sich selbst und damit verbundene Enttäuschungen zu bewahren, ist die Sensibilisierung für Übertreibungen bei vermeintlich erstrebenswerten Figureneigenschaften (z.B. übermäßig stark sein), die sich Kinder eventuell abgucken wollen, besonders wichtig.

    Echte Vorbilder

    Auch Prominente können aufgrund ihrer Präsenz in den Medien schon für Kinder zwischen drei und sechs Jahren von Bedeutung sein (z.B. Fußballspieler oder Moderatoren von Kindersendungen).

    Meist bringen diese Menschen viel Leidenschaft und einen großen Elan für ihre Tätigkeit mit. Im Sinne einer Vorbildfunktion, kann sich dies motivierend auf Kinder auswirken. So können sie eventuell die Vielfalt von Hobbys und Begabungen kennen lernen oder sie möchten gern selbst bestimmte künstlerische oder sportliche Aktivitäten ausprobieren. Außerdem werden auch hier wieder Normen, Werte sowie Äußerlichkeiten und Eigenschaften über die prominente Person an die Kinder vermittelt.

    Wichtig zu wissen ist, dass das Charakterbild und oft auch das Aussehen von Prominenten genauso künstlich geschaffen und vermarktet werden wie das Image einer Zeichentrickfigur.

    Hierbei zielt man meist auf eine Eindimensionalität des Charakters ab (z.B. „der/die Starke“, „der/die Soziale“, „der/die Nette“), welcher jedoch die entsprechend prominente Person nur schwer folgen kann. Das Problem ist, dass die Welten von fiktionalen Figuren erzählerisch geplant sind, während reale Menschen eben nicht immer nur eindimensional, sondern vielschichtiger und komplexer in ihren Charaktereigenschaften sind. Vor allem bei medial ausgebreiteten „Tabubrüchen“, kann diese Multidimensionalität diese Figuren für Kinder schwer handhabbar machen.

    Es gibt eine Vielzahl an Medienhelden, die den Alltag von Kindern bereichern und ihnen gute Anregungen geben können. Darüber hinaus ist es jedoch wichtig, dass neben den medialen Helden auch greifbare und reale Identifikationsfiguren und Vorbilder, wie z.B. die humorvolle Erzieherin, die große Schwester, der verständnisvolle Vater oder die mutige Freundin, vorhanden sind. Um diese Balance zu fördern, ist es empfehlenswert, im Zusammenhang mit der Medienkompetenzstärkung bei Kindern, sich auch mit Helden aus dem realen Leben zu befassen. Den begleitenden und kreativen Aktivitäten im Kindergarten-Alltag sind dabei kaum Grenzen gesetzt.

    Sie können beispielsweise Helden aus dem alltäglichen Leben, wie Polizist*innen, Krankenpfleger*innen oder den eigenen Opa, in die Einrichtung einladen, die dann mit den Kindern über ihr Leben sprechen und von ihren eigenen Vorbildern erzählen. Die Kinder können hier z.B. mit Ihrer Unterstützung nach dem Gespräch Collagen über das Besprochene erstellen oder Interviews mit den „Alltagshelden“ führen und diese aufnehmen.

    Um Kindern bewusst zu machen, dass auch sie selbst Helden sein können, empfehle ich Ihnen, sich zusammen mit den Kindern über Ereignisse auseinanderzusetzen, in denen die Kinder selbst oder ihre Freunde heldenhafte Taten gezeigt haben. Das kann z.B. gewesen sein als große Ängste überwunden wurden, jemand einem anderen uneigennützig geholfen hat oder etwas sehr Schwieriges zum ersten Mal geschafft wurde. Für die Auseinandersetzung empfehle ich Ihnen Gespräche, aber auch das Malen von Bildern oder Rollenspiele sind gut geeignet.


    Für die Orientierung in der Welt und eine positive und gesunde Entwicklung von Kindern ist ein ausgeglichenes Mit- und Nebeneinander realer und medialer Helden entscheidend.


    Gestalten Sie ein Familienposter mit Familienhelden. Sammeln Sie Bilder und denken Sie darüber nach, warum die Person so faszinierend ist. Brüder, Schwestern, Tanten, Onkel – die Liste lässt sich erweitern. Ein Beispielplakat finden Sie hier:

    Download: Beispielposter als Vorlage “Familienhelden“


    Verständnisfragen

    1. Welche Merkmale unterscheiden echte Vorbilder von Medienhelden?

    2. Wie können greifbare und reale Charaktere und Vorbilder die Kinder in ihrer eigenen Umgebung beeinflussen?

    3. Was lernen Kinder von realen Menschen, die in den Medien präsentiert werden, zum Beispiel von einem Lieblingssportler?

    4. Wie kann man Kindern klar machen, dass sie selbst Helden sein können?

  • Eltern unterstützen

    Medienfiguren haben für die persönliche Entwicklung und im Alltag der Kinder eine große Bedeutung. Daher sollte das Thema auch im Gespräch zwischen Erzieher*innen und Eltern aufgegriffen werden.

    Wenn man sich im Kindergarten mit der Thematik Medienfiguren befasst, ist das eine günstige Gelegenheit, um auch sich auch mit den Eltern über das breite Spektrum und die Relevanz von medialen Figuren auszutauschen. Eltern könnten beispielsweise unsicher im richtigen Umgang mit Medienfiguren sein. Hier könnte es hilfreich sein, wenn die Erzieher*innen Materialien zur Verfügung stellen oder Informationen zum Thema bei Elternangeboten mit aufnehmen. Außerdem gibt es die Möglichkeit, den Eltern konkrete Arbeitsergebnisse zum Thema Medienhelden zu zeigen. Es können Gespräche angeboten oder Bastel- und Malarbeiten ausgehangen werden.

    In Gesprächen sollte den Eltern vor allem deutlich gemacht werden, welche Rolle Medienfiguren bei der Suche nach Orientierung und bei der Bearbeitung kindlicher Themen spielen. Weiterhin ist es wesentlich, gegenüber den Eltern zu betonen, dass neben Freunden und Geschwistern auch sie als Eltern einen großen Einfluss darauf haben, welche Medienhelden von den Kindern favorisiert werden.

    Auch die Erzieher*innen haben vom Austausch mit den Eltern etwas, da die Eltern interessante Anknüpfungspunkte für die medienpädagogische Arbeit zum Thema in der Einrichtung liefern können.

    Fangen Sie gleich an und probieren Sie Ihr Wissen praktisch aus. Unsere Praxisbeispiele geben Ihnen vielleicht erste Anregungen.


    Verständnisfragen

    1. Wie können Sie das Gespräch über die Medienhelden eines Kindes mit seinen Eltern unterstützen, um relevante Informationen effektiv auszutauschen?

    2. Warum ist es wichtig, Informationen über Mediencharaktere zwischen pädagogischen Fachleuten und Eltern auszutauschen?