Wenn Bilder in der frühkindlichen Bildung richtig eingesetzt werden, können diese nicht nur mehr als tausend Worte sagen, sie helfen auch dabei, Kindern Tausende von Worten und viele weitere Fähigkeiten zu vermitteln. Fotografien, z.B. aus Büchern, ermöglichen es den Kindern, Dinge zu entdecken, die sie eventuell nicht im Realen erleben können. Mithilfe von Bildern können die Kinder, Blumen sehen, die vielleicht nicht im eigenen Garten wachsen oder Tiere kennen lernen, die es nur in entfernten Ländern gibt. Normalerweise werden Fotos im Kindergarten verwendet, um beispielsweise besondere Ereignisse festzuhalten oder die Garderobenplätze der Kinder zu identifizieren. Selten wird das Fotografieren als alltägliches Lehrmittel genutzt. Aufgrund der großen Verfügbarkeit von Digitalkameras, wie in Tablets und Smartphones, kann Fotografie jedoch ohne Probleme im Kindergarten eingesetzt werden, um das Lernen zu ergänzen oder zu vereinfachen.
Wenn Kinder die Möglichkeit haben, die Kamera selbst zu benutzen und eigene Bilder von Dingen zu machen, die sie interessieren, steigt ihre Motivation, die Bezeichnung für die Inhalte in ihren Bildern zu lernen und ihren Wortschatz zu erweitern. Außerdem lernen die Kinder wichtige Fähigkeiten wie Geduld, Selbstwertgefühl und Sprecherwechsel.
Kindern die Möglichkeit zu geben, Fotos zu machen, gibt einen Einblick, wie Kinder die Welt sehen und worauf sie sich konzentrieren.
Wenn Kinder aktiv und direkt auf die Welt einwirken, lernen sie andere Dinge, als wenn sie die Welt passiv erleben. Johanna Einarsdottir (2005) führe eine Studie durch, welche zwei Gruppen Kinder beim Kameraeinsatz verglich. Die eine Gruppe wurde von Erwachsenen begleitet, als sie Fotos machte. Die andere Gruppe machte selbstständig Fotos von ihrer Schule. Die Ergebnisse zeigten, dass wenn Erwachsene bei den Kindern waren, auf den Fotos hauptsächlich der Spielplatz oder andere Menschen aus ihrer Umgebung zu sehen waren. Die Studie legt nahe, dass die Fotos der Kinder von den Erwachsenen beeinflusst wurden, die bei ihnen waren. Die Kinder, die alleine loszogen, machten Fotos mit einzigartigen Inhalten. Auf den Bildern waren häufig andere Kinder zu sehen, die sich an unterhaltsamen Aktivitäten beteiligten oder dumme Gesichter machten. Die meisten Bilder zeigten auch Inhalte, die Johanna Einarsdottir als private Orte beschreibt, wie z.B. Badezimmer, Flure und eigene Fächer. Diese Bilder haben die Sichtweise der Kinder auf die Welt eingefangen, eine Sichtweise, die nicht durch die Perspektive eines Erwachsenen gefiltert wurde.
Um die Lernerfahrungen mit Fotos und Kameras zu optimieren, ist es wichtig, dass die Kinder aktiv in den Bildaufnahmeprozess einbezogen werden.
Wenn Kinder eine Entscheidung darüber treffen können, welche Bilder sie machen, und sie aktiv die Kamera nutzen, um Bilder aufzunehmen, steigen die Lernmöglichkeiten und die Angebote werden für die Kinder wichtiger. Das zeigt sich vor allem, wenn es darum geht, den Wortschatz der Kinder zu erweitern und die Sprachentwicklung der Kinder zu stärken. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten die Kinder dabei zu unterstützen, die Initiative zum Fotografieren zu ergreifen.
Fotoprojekte in der frühkindlichen Erziehung
Wenn Sie den Kindern die Möglichkeit geben, über den Inhalt des Bildes selbst zu bestimmen und über das, was auf dem Bild zu sehen ist, zu sprechen, stärkt das das Erlernen eines sinnvollen Wortschatzes und einer sinnvollen Sprache.
Ein paar Richtlinien können Erziehern und Kindern helfen, um Fotografie effektiv im Kindergarten zu nutzen:
Erzieher*innen sollten offen dafür sein, dass Kinder Kameras selbstständig nutzen.
Das kann bei teuren Digitalkameras besonders schwer sein, da man Angst haben könnte, dass die Kinder sie kaputt machen. Es empfiehlt sich daher, lieber preiswerte Kameras oder günstige Tablets zu kaufen und den Kindern beizubringen, wie man vorsichtig mit den Geräten umgeht.
Speziell für Kinder designte Kamera
Ein Erzieher*innen sollte darüber hinaus aufgeschlossen dafür sein, dass Kinder auf unkonventionelle Weise fotografieren.
Kinder neigen dazu, die Welt auf einzigartige Weise zu betrachten, und die Kamera ermöglicht es ihnen, diese verschiedenen Perspektiven festzuhalten. Kinder möchten nicht immer einen kompletten Gegenstand oder eine Person fotografieren, sie finden Ausschnitte eines Ohres oder eines Tisches viel interessanter.
Lassen Sie die Kinder selbst fotografieren und genießen Sie diesen Prozess, denn er öffnet Ihnen ein Fenster in die Gedankenwelt der Kinder. Das Wichtigste ist, dass Sie und die Kinder Spaß haben und Sie offen dafür sind, neue Dinge über die Kinder zu lernen. Hören Sie auf sie und lernen Sie von ihnen. Sprechen Sie mit den Kindern über ihre Fotos und lassen Sie sie wissen, was Sie lernen. Helfen Sie ihnen, auch voneinander zu lernen. Das wird die Motivation der Kinder, ihre Ideen auf diese neue Weise zu teilen, noch weiter steigern.
Ideal ist es, wenn Kinder ausreichend Zugang zu Kameras oder Tablets haben.
Super wären mindestens drei Tablets in einer Gruppe, mit denen die Kinder Fotos machen und sofort ausdrucken können. Die Möglichkeit zu haben, Fotos zu machen und innerhalb von Minuten auszudrucken, ist sehr hilfreich, da es den Kindern ermöglicht, die Bilder umgehend in ihre Aktivtäten zu integrieren. Die Kinder haben so die Möglichkeit die Bilder direkt dazu zu nutzen, eine Geschichte zu erzählen, ein Kunstprojekt zu erstellen oder einfach nur zu dokumentieren, was gerade passiert ist. Das kann eine gewinnbringende Lernerfahrung sein.
Verständnisfragen
1. Welche Fähigkeiten entwickeln Kinder bei der Benutzung einer Kamera im Kindergarten?
2. Fotografieren Kinder ähnliche Objekte/Szenen wie Erwachsene?
3. Was sind die Vorteile von Fotoprojekten für die Kinder?