Für die Umsetzung einer nachhaltigen Bildungspartnerschaft mit den Eltern gibt es verschiedene Möglichkeiten. Einige davon werden im Folgenden vorgestellt.
Elternabend
Themenspezifische Elternabende sind ein klassisches Bildungs- und Informationsangebot von Kindergärten für Eltern. Im Hinblick auf die Stärkung der Medienkompetenz eignen sich Elternabende beispielsweise gut, um Eltern über anstehende medienpädagogische
Projekte und deren Ziele zu informieren. Mögliche Bedenken, Meinungen und Einstellungen der Eltern zum Thema "Medien im Kindergarten" werden deutlich und können offen diskutiert werden.
Der Elternabend bietet die Möglichkeit, die Eltern fachkundig zu beraten, wie sie ihre Kinder beim kompetenten Umgang mit den Medien unterstützen können. Es ist ebenfalls eine ideale Gelegenheit, um herauszufinden, welche Eltern eventuell im Medienbereich
arbeiten (z.B. in einer Bibliothek, Werbeagentur, einem Verlag, der IT oder im Journalismus) oder ein spezielles Hobby im Medienbereich haben (z.B. Fotografieren oder Filmen).
Sie könnten sich am Elternabend zum Beispiel Gedanken zur Bedeutung von Medienkompetenz bei Kindern zwischen 3 und 6 Jahren machen. Auch Vorträge oder kurze Beiträge von Experten*innen sind möglich.
Ich empfehle Ihnen hier beispielsweise vorhandene Medienangebote für Kinder gemeinsam mit den Eltern einzuschätzen und zu bewerten.
Erfahrungsaustausch
Regelmäßige Elternstammtische, Elterncafés oder Diskussionsrunden geben den Eltern die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen und ihnen so bei der Familienerziehung zu helfen. Solche Treffen können von den Eltern selbstständig organisiert und geplant
oder Kindergarten unterstützt und initiiert werden. Aufgrund der Bedeutung der Medien im Leben der Kinder haben die Eltern in der Regel ein starkes Interesse am Austausch von Meinungen und pädagogischen Praktiken unter den Kindern.
Als Erzieher*in könnten Sie die verschiedenen Formen des Erfahrungsaustausches - soweit von den Eltern gewünscht - moderierend unterstützen. Das Aufstellen einer polarisierenden These oder eines kleinen Inputs, zu dem die Eltern ihre Meinung äußern
sollen, kann den Anfang erleichtern. Auch kann es sehr hilfreich sein, Fragen zu stellen und unterschiedliche Meinungen mit Klebepunkten auf dem Flipchart festzuhalten. Sie werden schnell merken, welche Positionen bei den Eltern vorhanden sind
und ob es zu bestimmten Themen Sorgen oder Ängste gibt. Offene Fragen können Sie sammeln und in der nächsten Diskussionsrunde oder in einer themenspezifischen Elternsprechstunde noch einmal durchgehen. Als Erzieher*in müssen Sie nicht auf alles
eine Antwort haben. Es ist auch möglich, die Eltern stärker in die Medienerziehung im Vorschulalter einzubeziehen und z.B. die Forschung zum Thema unter den Eltern aufzuteilen.
Elternbefragung
Dieser Ansatz der elterlichen Einbindung stellt Eltern mit ihren individuellen Erfahrungen in den Mittelpunkt. In einem persönlichen Gespräch oder einem Fragebogen können
mit gezielten Fragen zum Thema wichtige Hintergründe und Informationen zur Nutzung und Bedeutung von Medien innerhalb der Familie zusammengetragen werden. Die Umfrage über einen anonymisierten Fragebogen gibt den Eltern außerdem die Möglichkeit, ihre
Sorgen und Probleme bedenkenlos und offen zu äußern.
Darüber hinaus können die Eltern durch bewusste Fragen dazu bewegt werden, ihre Kinder (noch) aufmerksamer zu beobachten und sich mit der konkreten Medienwahrnehmung und -nutzung ihrer Kinder auseinander-zusetzen. Durch die direkte Reflektion des kindlichen
Verhaltens, können Eltern für das Thema sensibilisiert werden. Ferner erhalten Erzieher*innen dadurch wichtige Informationen und Eindrücke über die individuellen Vorlieben der Kinder außerhalb des Kindergartenalltags. Angebote für Eltern können so
genau auf die Ergebnisse der Befragung vorbereitet und ausgerichtet werden.
Mit Hilfe von Elternbefragungen können z.B. die Präferenzen der Kinder oder erkennbare Entwicklungen innerhalb einer Altersgruppe speziell für den eigenen Kindergarten darstellt werden. Die Ergebnisse können wiederum als Denkanstoß und Anlass für einen
themenspezifischen Elternabend dienen.
Die Zusammenstellung der Fragen für die Elternbefragung hängt stark davon ab, wofür und wie Sie die Ergebnisse nutzen möchten. Um einen allgemeinen Überblick zu erhalten, empfehle ich Ihnen, geschlossene Fragen mit Multiple-Choice-Fragen zu verwenden.
Wenn Sie jedoch einen differenzierten und individuellen Einblick in die Unterschiede und Gemeinsamkeiten sowie in die besonderen Herausforderungen erhalten möchten, sind offene Fragen mit freier Antwortmöglichkeit eine gute Wahl. Auch eine Mischform
beider Fragetypen ist eine Option. Ein weiterer Schritt könnte darin bestehen, die Ergebnisse der Elternbefragung an das Schwarze Brett Ihrer Einrichtung zu hängen.
Elternzeitung und Newsletter
Elternzeitungen und Newsletter geben dem Kindergarten die Möglichkeit, übergreifende oder spezifische Themen aus dem Alltag der Kita zu sammeln. Einladungen zu Elternabenden,
Diskussionsgruppen oder geplanten Veranstaltungen wie z.B. Projektvorstellungen können ebenfalls in der Zeitung und/oder im Newslettern veröffentlicht und die Ergebnisse von Befragungen oder Projekten abgedruckt werden.
Eine Elternzeitung bietet Ihnen z.B. die Möglichkeit, die Meinungen der Eltern zu einer polarisierenden Frage zu sammeln oder eine Elternbefragung zum Umgang mit einem bestimmten Medienthema zu führen. So haben die Eltern die Möglichkeit, mitzubestimmen
oder sich mit den Eindrücken und Meinungen anderer Eltern zu identifizieren. Eventuell fällt es den Eltern dann leichter, Sie als Erzieher*in bei persönlichen Unterstützungs- und Beratungsbedarf konkret anzusprechen.
Elternzeitungen oder Newsletter können digital per E-Mail versendet oder gedruckt werden. Es sollte jedoch sorgfältig überlegt werden, ob und welche Inhalte auf der Website des Kindergartens oder in einem Blog veröffentlicht werden. Inhalte, die nicht
in einem geschützten Bereich veröffentlicht werden, können fast überall auf der Welt eingesehen werden. In jedem Fall ist es notwendig, vorab Einverständniserklärungen einzuholen und das Copyright der Bilder sowie die Persönlichkeitsrechte der abgebildeten Personen zu klären.
Gibt es in einer gewissen Regelmäßigkeit solche Veröffentlichungen, können diese ebenfalls bei Jubiläen oder zur Verabschiedung von Kindern in die Grundschule genutzt werden, um so an die großen und kleinen Ereignisse des Kindergartens zu erinnern.
Auch bei der Planung und Umsetzung können die Eltern Aufgaben übernehmen und in den Prozess eingebunden werden, z.B. die Texte schreiben, Themen auswählen oder die Zeitung drucken. In regelmäßig stattfindenden Treffen kann besprochen werden, welche Themen
in die Zeitung kommen sollen und wie die Aufgaben verteilt werden können.
Es gibt viele Möglichkeiten Eltern bei der Beteiligung oder Ideen einzubeziehen. Wichtig ist, die verschiedenen Motivationen und Zeitressourcen sowie Kenntnisse und Fähigkeiten der Eltern zu beachten und dementsprechend die Aufgaben zur Unterstützung
und Mitwirkung anzubieten.
Informationsmaterial
Für den Fall, dass durch ein Medienprojekt in einer Gruppe das Thema Medien eine höhere Aufmerksamkeit auf sich zieht oder die Medienerziehung im Kindergarten allgemein eine höhere Bedeutung erlangt, bietet es sich an, Informationsmaterial, wie Bücher,
Spiele oder Broschüren zusammenzutragen und bereitzustellen. Eine Übersicht mit Apps und Webseiten zum Thema kann ebenfalls hilfreich sein.
Für den Fall, dass durch ein Medienprojekt in einer Gruppe das Thema Medien eine höhere Aufmerksamkeit auf sich zieht oder die Medienerziehung im Kindergarten allgemein eine höhere Bedeutung erlangt, bietet es sich an, Informationsmaterial, wie Bücher,
Spiele oder Broschüren zusammenzutragen und bereitzustellen. Eine Übersicht mit Apps und Webseiten zum Thema kann ebenfalls hilfreich sein.
Eltern haben beim Abholen oder Bringen oft etwas Zeit, zwanglos und entspannt einen Eindruck der Tätigkeiten im Kindergarten zu bekommen. So können Eltern auch dazu angeregt werden, sich mit dem Thema Medien auseinanderzusetzen, wenn man ihnen passendes
Material präsentiert. Die Aufmerksamkeit der Eltern ist meist schneller geweckt, wenn der Aushang mit Collagen, Bildern und Malereien der Kinder bereichert wird.
Stellen Sie den Eltern gern auch Medien und Spiele zum Ausleihen zur Verfügung. Diese können Eltern dann zum Anhaltspunkt nehmen, um während eines Elternabends oder -cafés über ihre jeweiligen Erlebnisse innerhalb der Familie zu berichten.
Die Eltern können bei der Erstellung von Informationsmaterial ebenfalls einbezogen werden. Die Mehrzahl der Familien dürfte sich bereits mit dem Thema beschäftigt haben und mit ihren medienpädagogischen Aufgaben vertraut sein. Möglicherweise gibt es auch
Eltern, die in der Medienbranche oder eventuell in der Medienpädagogik tätig sind und daher Empfehlungen oder Materialien zur Verfügung stellen können.
Projektschau
Die Resultate von beispielsweise Medienprojekten sind meistens sehr kreativ und vielfältig. Ob Zeichnungen, Foto-Collagen, ein eigner Film oder ein Hörspiel – die Ergebnisse der Kinder bieten eine gute Gelegenheit, um die Eltern zu einer Projektschau
einzuladen. Abhängig von der Art der Ergebnisse, dem Zeitpunkt der Veranstaltung und dem Alter der Kinder, können hier die Kinder auch selbst mit einbezogen werden und ihre Werke vorstellen.
Denkbar ist auch eine Art Medienvernissage, die in bereits bestehende Strukturen des Kindergartens integriert wird, wie z.B. ein Herbstfest oder eine Weihnachtsfeier.
Tag der offenen Tür
An einem Tag der offenen Tür für Eltern, an dem die Eltern einen ganzen Tag auf dem Gelände des Kindergartens verbringen, können sie nicht nur sehen, wie ihre Kinder mit Medien arbeiten und welche kreativen Ergebnisse sie erzielen, sondern sie erhalten
auch die perfekte Möglichkeit, Einblick in einen Teil des Alltags der Kinder im Allgemeinen zu erhalten, den man normalerweise nicht hat. Gleichzeitig können die Eltern direkt erleben, wie die Erzieher*innen Medienerziehung im Kindergarten umsetzen.
Kennen Sie schon?
SCHAU HIN! - Der Medienguide für Familien informiert Eltern und Pädagogen über aktuelle Entwicklungen in der Medienwelt und wissenswerte Medienthemen wie z.B. Smartphone & Tablet,
soziale Netzwerke, Spiele, Apps, Medienzeiten und Streaming. SCHAU HIN! bietet Eltern und Pädagogen Orientierung in der digitalen Medienwelt sowie konkrete, alltagspraktische Tipps, wie sie den Medienkonsum von Kindern kompetent begleiten können.
Verständnisfragen
1. Wie unterscheidet sich die aktuelle Partnerschaft zwischen Erzieher*innen und Eltern im Vergleich zu früher??
2. Warum ist es wichtig, eine aktive Partnerschaft zwischen Erzieher*innen und Eltern zu fördern?
3. Können Sie einige Wege für die Umsetzung einer nachhaltigen Bildungspartnerschaft zwischen Erzieher*innen und Eltern vorschlagen?
4. Was sind die Vorteile für Eltern in einer aktiven Partnerschaft mit Erzieher*innen?