Gewalt
Kinder können in der täglichen Mediennutzung beispielsweise auf Szenen mit Gewalt treffen. In Zeichentrick-Sendungen wird fiktive Gewalt meistens für kleine Kinder erträglich und lustig dargestellt. Allerdings kann der Schein hier auch täuschen, da zum
Teil auch in Erwachsenenangeboten niedliche und animierte Rollen auftreten.
Kinder können von der dargestellten Gewalt, der groben Wortwahl und auch von sexualisierten Handlungen verängstigt, verunsichert und schockiert werden, da sie die Figuren mit den ihnen bekannten Medienwelten verbinden.
Werden Gewaltszenen mit realen Personen gezeigt, z.B. in Actionfilmen oder Krimis, sind kleine Kinder in der Regel nicht in der Lage, das Gesehene als fiktiv einzuordnen und mit Abstand zu verfolgen. Es ist eher so, dass Kinder oftmals das Gefühl haben,
sie wären selbst ein Teil der Handlung, weshalb solche Szenen extrem verstörende Gefühle auslösen können. Diese Wirkung verstärkt sich noch, wenn die gezeigt Gewalt sich gegen Kinder richtet.
Gewalt gegen Tiere kann bei Kindern ebenfalls verängstigende und verstörende Gefühle auslösen. Kinder sind meistens sehr mitfühlend, auch gegenüber schwächeren und kleineren Tieren. Sie können sich dann sehr ängstigen, wenn sie beispielweise in einem
Tierfilm sehen wie ein Raubtier ein wehrloses Tier reißt. Da sich Kinder zwischen 3 und 6 Jahren ebenfalls als klein und wehrlos wahrnehmen, können sie aufgrund solcher Szenen sehr starke Gefühle entwickeln. Dasselbe gilt auch für Serien oder Filme,
in denen ein Tier die Hauptrolle spielt. Weil sich Kinder stark mit der Hauptrolle identifizieren, erleben sie Gefahren und Abenteuer, die dieses Tier durchmacht, sehr intensiv mit.
In Nachrichtensendungen taucht oftmals reale Gewalt gegen Menschen auf, beispielsweise bei der Berichterstattung über Hungersnöte, Naturkatastrophen oder Kriege. Die teilweise sehr drastischen Bilder in schneller Schnittfolge erscheinen Kindern im Allgemeinen
ohne Zusammenhang und sie können sie daher nur schwer einsortieren. Daher können diese gewaltvollen Nachrichtenbilder traumatisierend wirken.
Um den Kindern bei der Verarbeitung von (negativen) Medienerfahrungen behilflich zu sein, können Sie als Erzieher*in die Kinder ermutigen, sich untereinander über Medienerlebnisse auszutauschen. Besonders eignen sich hier beispielsweise der Morgenkreis,
vorbereitetes Bildmaterial oder gezielte Fragen.
Aufregende Medieninhalte
Kinder selbst empfinden auch Aggressionen und Wut und leben diese aus. Es ist für Kinder nicht einfach und muss gelernt werden, mit diesen Gefühlen umzugehen. Medienangebote, in denen Figuren mitspielen, bei denen sich ein Kind auch mit solchen Gefühlen
wiedererkennt, können helfen, Verhaltensstrategien im Umgang damit auszumachen und die eigenen Gefühle zu überdenken.
Bei spannenden Abenteuergeschichten mitzufiebern und gebannt dem Verlauf des Geschehens zu folgen, bereitet bereits jüngeren Kindern durchaus Spaß und Freude. Wegen ihres kognitiven und emotionalen Entwicklungsstandes können sich Kinder zwischen drei
und sechs Jahren nicht immer von der Geschichte distanzieren. Bei sehr spannenden Medieninhalten kann die Grenze des Erträglichen daher leicht für Kinder überschritten werden.
Besonders sensibel reagieren Kinder bei Szenen und Geschichten, die die eigenen Trennungs- und Verlustängste berühren. Situationen wie bei Bambi, dessen Mutter stirbt, können jüngere Kinder schnell überfordern und ängstigen.
Neben der konkreten Aufarbeitung von (negativen) Medienerlebnissen können Kinder auch Möglichkeiten gezeigt werden, um ihre Medienerfahrungen eigenständig zu verarbeiten. So können ihre Erlebnisse beispielsweise auch beim Basteln und Malen oder beim Verkleiden
und Rollenspiel aufgegriffen werden.
Furchteinflößend vs. Faszinierend
Überfordert sind Kinder zwischen drei und sechs Jahren oftmals von lauten und plötzlichen Geräuschen, langen Spannungsbögen sowie düsteren Bildern. Szenen, die mithilfe von Geräuschen, Musik und düsteren Bildern eine furchterregende Stimmung erzeugen,
können besonders angsteinflößend sein. Unheimliche Medienfiguren, wie z.B. Ungeheuer, Vampire, Dämonen, Hexen oder Gespenster empfinden jüngere Kinder ebenfalls als beängstigend und beunruhigend.
Diese übersinnlichen Wesen mit ihren magischen Befähigungen üben zeitgleich eine gewisse Faszination auf die Kinder aus. Beispielsweise bewerten Kinder Figuren wie Otfried Preußlers „Kleines Gespenst“ oder Graf Zahl aus der „Sesamstraße“ zwar als beunruhigend
und unheimlich, trotzdem stehen sie den grusligen und aufregenden Szenen nicht vollständig ablehnend gegenüber. Einzelne, aufregende Momente, auf die Entspannungsphasen folgen, haben für die Kinder so auch ihren Anreiz.
Im Zusammenhang mit gewalttätigen und spannenden Medieninhalten hat das Happy End großes Gewicht. Für die emotionale Verarbeitung von Medieninhalten und die Entwicklung von Sicherheit und Vertrauen ist ein positiver Ausgang von Geschichten, in denen die
Schwachen als Held hervorgehen, der Spuk sich auflöst und das Gute über das Böse siegt, für kleine Kinder sehr wichtig.
Mit der Ausweitung medialer Erfahrungen können Kinder lernen, dass auch spannende, gruslige und dramatische Ereignisse gut enden und niemandem ernsthaft etwas passiert. An dieses Wissen gilt es anzuknüpfen, damit auch aufwühlende emotionale Geschichten gut von den Kindern verarbeitet werden können.
Wenn Sie sich mit ihren Kindern über negative Medienerlebnisse unterhalten, zeigen Sie den Kindern, dass auch Erwachsene vor bestimmten Dingen Angst haben und das sie sich nicht dafür schämen müssen. Das erleichtert es den Kindern, sich Hilfe zu suchen,
wenn Medienerfahrungen sie überfordern.
Verständnisfragen
1. Wie wirken sich Gewaltszenen, zum Beispiel in Actionfilmen, auf Kinder aus?
2. Wie können Erzieher*innen in Kindertagesstätten Kindern helfen, negative Erfahrungen aus Medien zu verarbeiten?
3. Wie wirkt sich ein Happy End im Zusammenhang mit gewalttätigen und spannenden Medieninhalten auf die Psychologie von Kindern aus?